Naturgeschichte

Das Mammutkalb von Niederweningen 1890

Bereits bei den historischen Ausgrabungen im Sommer 1890 wurden im «Mammutloch» von Niederweningen neben Knochen und Zähnen ausgewachsener Mammute die offensichtlich zusammengehörigen Skelettreste eines ganz jungen Mammutkalbs gefunden. Neben den beiden Schulterblättern und Beckenknochen wurden auch Langknochen der Vorder- und Hinterbeine sowie Rippen und Schädelknochen geborgen. Von besonderem wissenschaftlichem Interesse sind die Unter- und Oberkiefer mit ausgezeichnet erhaltenen Milch-Backenzähnen. Da noch keinerlei Abnutzungsspuren erkennbar sind, dürfte der sensationelle Fund von einem Neugeborenen oder einem Embryo stammen.

Lebensbild des jungen Mammuts, das vor etwa 45 000 Jahren im Sumpf von Niederweningen umkam (Illustration Atelier Bunter Hund).

Die Enden der Knochen sind sehr porös und waren offensichtlich noch nicht richtig verknöchert. Auch das Fehlen von Wirbeln und von Finger- und Zehenknochen weist auf eine noch unvollständige Verknöcherung des sehr jungen Mammuts hin. Da die Milch-Backenzähne im Unter- und Oberkiefer noch keine Abnützungsspuren zeigen, muss es sich um ein ganz junges, möglicherweise neugeborenes Mammut handeln, das noch keine feste Nahrung zu sich nahm. Arnold Lang (1892) hat den Fund in seiner ersten Beschreibung sogar als Fötus oder Embryo, d.h. als ungeborenes Tier interpretiert.

Funde von ganz jungen Mammuten sind äusserst selten. Während üblicherweise nur einzelne Knochen und Zähne überliefert sind, hat man im Permafrost von Sibirien zwei tief gefrorene Kadaver von Jungtieren entdeckt und konserviert.

Knochen vom Mammutkalb von Niederweningen